Wahlsonntag, 24. September um 21.53 Uhr. Der Computer spuckt das erste Zwischenergebnis der Breisacher Wahlbezirke aus, der zum Wahlkreis Freiburg gehört (Stadt Freiburg und Umland). Die Zahlen verändern sich danach kaum noch und sie belegen im Wesentlichen, dass die Breisacher im Bundestrend gewählt haben – wie gesagt, im Wesentlichen. Lediglich die Grünen, in Freiburg traditionell stark, lagen auch hier sehr deutlich über dem Bundesergebnis von 8,9 Prozent. Die CDU hat bei den Zweitstimmen in Breisach ein Ergebnis von 34,08 Prozent erzielt, die SPD liegt bei 19,39 Prozent, die Grünen bei 13,69 Prozent. (Tatsächlich erzielten die Grünen gerechnet auf den gesamten Wahlkreis Freiburg 25,7 Prozent, während die CDU hier mit 28 Prozent der Zweitstimmen deutlich unter den Breisacher Zahlen blieb). Die Liberalen erzielten in Breisach insgesamt 10,32 Prozent, die AfD 11,08 Prozent, die Linke kam auf 6,33 Prozent. Von 11.071 Wahlberechtigten haben inklusive Briefwählern 78,07 Prozent ihre Stimme abgegeben. Schaut man sich die Breisacher Ergebnisse genauer an, gibt es insbesondere bei den Erststimmen einen interessanten Trend. Der CDU-Kandidat und derzeitige Bundestagsabgeordnete Matern von Marschall erzielte hier mit 34,89 Prozent zwar eine eindeutige Mehrheit, punkten konnte aber auch der Sozialdemokrat Julien Bender, der erstmals antrat: 22,73 Prozent der Wähler stimmten direkt für ihn, deutlich mehr als für Kerstin Andreae (17,15 Prozent), die in der Stadt Freiburg eindeutig Stimmführerin vor Matern von Marschall und Julien Bender war. Im Stimmbezirk Rathaus in der Oberstadt hatte Bender sogar nur eine Stimme weniger erhalten als der siegreiche Marschall von Matern. Der in der Stadt Freiburg registrierte eindeutige Grünen-Trend setzte sich in der Freiburger Provinz wie erwartbar nicht fort – am Ende siegte der auf der CDU-Liste nicht abgesicherte Matern von Marschall dank der treuen christdemokratischen Wählerschaft im Freiburger Umland. Die grüne Favoritin Kerstin Andreae bleibt mit ihrem sicheren Listenplatz im Bundestag gleichwohl vertreten, außerdem zieht der der Linke Tobias Pflüger über die Landesliste ins Berliner Parlament ein. Nicht abgesichert war der FDP-Kandidat Adrian Hurrle – seine Partei holte in Breisach 10,32 der Zweitstimmen – ebenso wie Volker Kempf von der AFD, der auf Erststimmen von 11,10 Prozent kam, fast genau der gleiche Wert wie bei den Zweitstimmen. Im gesamten Wahlkreis Freiburg lautet das Wahlergebnis wie folgt: CDU 28 Prozent, Grüne 25,7 Prozent, SPD 22,7 Prozent, Die Linke 7,3 Prozent, AFD 7,2 Prozent, FDP 5,3 Prozent, Sonstige 3,8 Prozent.
Die Breisacher dürfte natürlich vor allem ein Punkt interessieren: Wo wohnen die Wähler jener AfD, die selbst am Wahlabend durch rechtsradikale Parolen auf sich aufmerksam machte? (Spitzenkandidat Alexander Gauland: „Wir werden Merkel jagen. Wir werden uns unser Volk und unser Land zurückholen.“) Den höchsten Stimmenanteil für die AfD verzeichnete man in Breisach im Wahllokal Kohlerhof in dem gleichnamigen Neubaugebiet. Hier erhielt Volker Kempf 15,64 Prozent der Erststimmen und 16,18 Prozent der Zweitstimmen. Auch die 844 Wähler in der Julius-Leber-Schule stimmten mit 15,4 Prozent AfD-Anteil überdurchschnittlich stark für die rechtspopulistische Partei. Am wenigsten zum Zuge kamen die Rechtspopulisten in Hochstetten. Von 283 Wählern stimmten dort nur 22 für Kempf, was 7,7 Prozent entspricht und auch bei den Zweitstimmen lag das Ergebnis ähnlich.
Wie auch immer: diese Wahl verändert das Land …
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