Nun ist es wieder so weit. Die Weinlese des Jahres 2017 hat begonnen. Stille Zeugen sind die noch wenig verbliebenen Rebhütten (Rebhisli) in den Rebhängen. Die Rebhisili Kultur ist Relikt einer vergangenen Zeitepoche. Rebhilsi waren kleine zweckmäßige Hütten für die Wassergewinnung und trockene Aufbewahrung von Arbeitsmaterial. Sie boten auch Schutz in den Reben, wenn ein Regenguss kam oder wenn die Mittagspause in den Reben angesagt war und Schatten gesucht wurde. Die Bearbeitung  der Rebstöcke und des Bodens erfolgte weitgehend von Hand oder mittels Pflug, der von Pferden gezogen wurde. Damit war man oftmals stundenlang oder den ganzen Tag in einem Rebstück. Der Schutz der Rebstöcke vor Schädlingen erfolgte mittels Spritzen, die auf dem Rücken getragen wurden und vom Rebhisliwasser zehrten. Die einst handbetriebenen Rückenspritzen wurden dann von Sprühgeräten abgelöst. Die  notwendige Schädlingsbekämpfung hat zwischenzeitlich eine völlig neue Struktur erhalten und die Mittel dazu sind ausschließlich umweltverträglich, früher wurde oft mit Giften gespritzt.

Früher, ja da ging alles noch gemütlich zu, war aber auch recht antiquarisch. Von den Rebhislidächern wurde das Wasser in Fässern gesammelt, damit der Winzer vor Ort seinen „Cocktail“ zur Schädlingsbekämpfung mixen konnte. Das funktioniert heute überhaupt nicht mehr so. Erstens sind die klassischen Nebenerwerbswinzer mit ihren kleineren Kleinparzellen stark rückläufig. Zweitens haben die wenigen Vollerwerbswinzer heute viele Hektar zu bewirtschaften, damit  sie betriebswirtschaftlich sinnvoll arbeiten können. Die Winzer haben ihre Schmalspurschlepper, die  ihre Nachläufer zur Bearbeitung durch die Reben ziehen oder die Schmalspurschlepper werden selbst zur fahrenden Arbeitsmaschine.

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Nostalgie ist also schön, so war auch die Rebhisli-Kultur auflockernde Begleiterscheinung in den Rebhängen. Die Erkenntnisse waren damals nach dem Krieg bis etwa Ende der 80er Jahre noch nicht vorteilhaft  umweltbewusst aufgestellt. Das hat sich Gott sei Dank völlig geändert. Die Rebhisli sind heute auch nicht mehr nötig, da die Schmalspurschlepper eine zügige Arbeit ermöglicht. Rebhisli entwickelten sich mehr oder weniger als Ballast für den Winzer. Sie waren oft in einzelne Zeilen am Ortsrand der Reben eingebaut und verwehrten den Schmalspurschleppern damit die freie Durchfahrt. Deswegen wurden viele demontiert.  Zudem fasst der Winzer heutzutage sein Wasser für notwendige Maßnahmen zu Hause. Der Wandel der Technologien hat mit seiner Mobilität dem Winzer großer Fortschritte gebracht. Die wenigen Rebhisli zeugen nur noch von Vergangenem. Vergangenes zeigt sich auch bei der Weinqualität, die von Quantität in die heutige Qualität gewandelt wurde und da sind in Deutschland die erzeugenden Winzer mit ihren Lagen am Kaiserstuhl und am Tuniberg  ganz vorne im Spitzenfeld zu finden.  Text und Bild: ek